Iran, ein überraschendes Land

Iran, ein überraschendes Land

Hurra, wir sind im Iran und geniessen die Zeit und das Reisen sehr. Wer hätte das ehrlicherweise geglaubt vor ein paar Wochen.

Der Ablauf der Grenzübertritte ist sehr unübersichtlich für Unkundige. Bei der Ausreise trifft man auf kilometerlange Lastwagenkolonnen auf dem Pannenstreifen, die man einfach überholen kann. Dabei kann man ein gewisses Mitleid mit den Truckern bekommen, denn die benötigen Tage, bis die Formalitäten für die Aus- und Einreise erledigt sind. Welch ein Komfort für uns, jemandem nachzufahren und nachzulaufen, der die Situation kennt und deshalb kaum Leerlauf entsteht.

Bei der Einreise in den Iran wird schon ersichtlich, dass der Iraner nie zugeben kann, dass er etwas nicht weiss. Nach Erledigung aller Formalitäten für uns und unsere Fahrzeuge begeben wir uns zur Pforte für die Einreise in den Iran.  Doch der Beamte teilt uns mit, dass wir einen anderen Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite des Geländes nehmen müssen. Nur: den gibt es nicht. Nach längerdauernden Abklärungen stellt sich heraus, dass die Registrierung unserer Autos noch fehlt. Die gibt es im Büro, an dem wir zuvor vorbeigelaufen waren und in dem die Beamten gegessen hatten. Da hatte sich niemand für uns interessiert. Nach der Registrierung geht es erneut zum Ausgang und voilà: wir dürfen problemlos einreisen.

Die Iraner sind sehr höfliche Menschen. Wir werden dutzende Mal am Tag begrüsst mit «welcome to Iran». Auch sind sie sehr neugierig und möchten wissen, aus welchem Land wir kommen, wohin wir fahren wollen und wie es uns geht. Viele wissen aber nach dem «how are you» nicht mehr weiter. Es sind meist junge Frauen, die sehr gut Englisch sprechen. Alle sind sehr stolz auf ihr Land und möchten, dass wir uns wohl fühlen. Und es ist ihnen sehr wichtig, dass uns ihr Land gefällt, und möchten das bestätigt haben, was wir ehrlicherweise auch sehr gerne tun.

In der Stadt zu spazieren und etwas zu kaufen, ist sehr angenehm. So kann man sich wohlfühlen, wobei wir von Vielen beäugt werden. Natürlich halten wir uns (und damit alle von unseren Teams) an die schiitischen Kleidervorschriften mit dem Kopftuch für Frauen als Pflicht, denn wir sind Gäste und wollen unter keinen Umständen provozieren. Die Kleidung der Iranerinnen ist aber trotz allem sehr «heterogen»:  Wenige mit schwarzem Tschador als Ausdruck von sehr konservativer Lebenshaltung, Viele mit Po-langer Bluse mit modischem Kopftuch, je länger je mehr vor allem Junge mit halblanger Kleidung mit und ohne Kopftuch, oder auch westliche Kleidung ohne Kopftuch: Es gibt alles. Nur bärtige Mullahs haben wir nicht gesehen.

Der Iran ist ein Vielvölkerstaat mit Asseris und Kurden im Norden, arabisch Stämmigen (am Persischen Golf), Belutschen (Richtung Pakistan) und Persern im Zentrum, (Teheran, Isfahan, Shiraz) um nur die grössten zu nennen. Wir sind die Exoten, fallen natürlich auf, werden gemustert, beobachtet und dann sofort angesprochen und um Selfies mit ihnen gebeten. Die Iraner haben ein etwas anderes Verhältnis zu Nähe und Distanz, sie gehen schnell auf Tuchfühlung, zumindest Mann zu Mann und Frau zu Frau und drücken für die Selfies schon mal die Wange an unsere😉. An touristischen Orten wie Isfahan werden wir gar schon nach einem Tag erkannt, denn dort, wo früher Dutzende von Bussen ausländische Touristen ausgespuckt haben, herrscht heute Leere: Einerseits wegen der Sanktionen, andererseits wegen des Gazakriegs und den Nichtreiseempfehlungen der westlichen Staaten. Viele junge Iraner sehen gegenwärtig keine Perspektive mehr im Land und möchten emigrieren.

Schon nach wenigen Tagen wagen wir es, allein zu fahren und unseren Reiserhythmus selbst zu bestimmen. Im Konvoi fahren ist in keinem der Teams wünschenswert – ausser bei den Grenzübertritten. Dank einem Briefing bekommen wir die iranischen Besonderheiten des Alltags und die Fettnäpfchen «auf dem Silbertablett» serviert. Und davon gibt es doch Einige: Hier ein paar Beispiele:

Bei vielen Gelegenheiten und Begegnungen wird man von den Iranern nach Hause eingeladen. Das ist eine Geste der Höflichkeit, deshalb muss man sie das erste Mal ablehnen. Es ist üblich, die Einladung zu wiederholen. Wahrscheinlich, um die Höflichkeit noch zu verstärken. Deshalb muss man auch die zweite Einladung ablehnen, denn sonst steht man vor der Haustüre von verdutzten Menschen. Wird die Einladung ein drittes Mal ausgesprochen, darf man davon ausgehen, dass sie auch wirklich so gemeint ist und darf sie annehmen oder ablehnen. Taruf nennen das die Iraner. Als wir ein Kopftuch kaufen wollen, können wir Taruf selbst erleben: Beim Bezahlen verwehrt die Verkäuferin das Geld und sagt «Geschenk». Einfach freudig bedanken und weitergehen? Oder beharren darauf? Unsere Lösung war, das Geld als Geschenk für ihre daneben stehende kleine Tochter zu deklarieren. So war es in Ordnung. Ganz einfach, oder etwa nicht?

Es ist auch vorteilhaft zu wissen, dass ein Mann nie einer Frau die Hand entgegenstrecken darf. Ein Handschlag zwischen Männern ist üblich und zwischen Frauen auch. Die Kommunikation zwischen den Geschlechtern ist hingegen kein Problem. Die Hand-aufs-Herz-Geste ist immer gerngesehen und wird erwidert. Aber Vorsicht bei den Gesten: Unser Daumen-hoch kann irritieren, denn unser Daumen-hoch ist ihr Mittelfinger. Jüngere kennen das vielleicht, aber man kann nicht sicher sein.

Das Tanken ist eine nervenaufreibende Angelegenheit. Erstens gibt es nicht an jeder Tankstelle Diesel. Zweitens funktioniert nicht jede Dieselsäule. Und Drittens kann man als Tourist nicht einfach den Rüssel der Säule in den Tank stecken und danach bezahlen. Nein, man braucht einen Tankwart, der eine Dieseltankkarte besitzt, mit der er pro Fahrzeug und Tag 100 Liter Diesel verkaufen kann. Leider hat nicht jeder Tankwart eine solche Karte und man sieht es der Tankstelle auch nicht an von aussen. Für iranische Truckfahrer ist das einfacher: Sie tanken und bezahlen mit ihrer iranischen Kreditkarte – und sie sind unglaublich hilfsbereit: Manche sind bereit, auf ihre Rechnung Diesel in unseren Tank zu füllen, sei es über einen Kanister oder von Tank zu Tank über einen Dieselhandpumpe (zum Glück haben wir eine davon gekauft und dabei 😊). Die Einen lehnen eine Bezahlung dafür ab und fahren einfach weg, bei Anderen bezahlt man einen Zuschlag auf den Preis, den sie selbst bezahlen müssen. So verdienen sie auch eine Kleinigkeit. 100 Liter Diesel kosten einen Iraner übrigens 300’000 Rial. Tönt nach unglaublich viel, sind aber nur 36 Rappen für 100 Liter. Das ist kein Schreibfehler! Touristen bezahlen offiziell das Doppelte. Die Meisten runden auf und geben eine 1 Million. Wir wissen jetzt auch, dass es Sommer- und Winterdiesel gibt. In Europa werden diese unterschiedlichen Qualitäten automatisch je nach Jahreszeit «vertankt». Im Iran nicht. Dabei wäre es wesentlich, denn wir wissen jetzt, dass Diesel bei tiefer Temperatur versulzt und dass dann «nichts mehr geht». Ist uns zum Glück nicht passiert, auch bei deutlichen Minusgraden in der Nacht.

Apropos Geld: Die offizielle iranische Währung ist der Rial, wobei 1 Million Rial 1.25 Franken entsprechen. Auf dem Markt sind die Preise in Toman angeschrieben, was eine Null weniger bedeutet, bezahlt wird aber in Rial. Das heisst, dass man den angegebenen Preis mit 10 multiplizieren muss. Die hintersten 3 Nullen werden kurzerhand meist weggelassen. Man lese also die arabischen Zahlen, multipliziere mit 10 und hänge 3 Nullen dran. Easy! Und fürs eigene Budget in Franken gewichtet man das Ganze mit 0.0125…  Touristen müssen ALLES in bar bezahlen, denn unsere Kreditkarten funktionieren im ganzen Land wegen der Sanktionen nicht. Nur: wo bekommt man welche Währung umgetauscht in Rial? Eben nicht bei den Banken! Man muss in den Bazar zu einem Juwelier. Und den muss man durch Herumfragen ausfindig machen. Schweizerfranken kennen sie nicht. Euro und Dollar schon. 100er-Scheine sind gefragter als 50er, was einen besseren Kurs gibt. In jedem Fall erhält man einen Beutel voller Noten – bei 75 Millionen Rial ausbezahlt in 1’000’000er, 500’000er und100’000er Scheinen eine ganze Menge. Nachzählen mag da keiner 😉. Die Iraner haben es leichter: wegen dem Ausschluss vom internationalen Zahlungsverkehr haben sie ihr eigenes Kreditkartensystem eingeführt und bezahlen alles, auch das Kleinste auf dem Markt, mit Karte.

In dieser Hinsicht sind sie sehr modern unterwegs…

So höflich die Iraner auch sind: Sitzen sie im Auto, kennen sie keine Gnade. Jeder Zentimeter wird erkämpft – von links wie rechts. Rotlichter sind für Anfänger, blinkende Rotlichter wahrscheinlich für Farbenblinde, Spurtreue kennen sie nicht, Vortritt auch nicht und Überholregeln noch weniger. Profis telefonieren nicht nur, sondern tippen während der Fahrt auch noch Meldungen ins Smartphone. Einbahnstrasse? Geschenkt. Blinken nützt nichts (wenn die Blinklichter überhaupt noch funktionieren), denn sie fahren wie Töfflifahrer wild durcheinander und bremsen einander aus. Gegenverkehr im Kreisel? Warum nicht? Dort hat es ja auch noch Platz zum Parkieren. Geht doch. Und die Jüngsten sitzen auf den Knien des Fahrers beim Corso durch die Stadt. Die müssen ja auch lenken lernen. Je früher, desto besser. Nachts mit Licht fahren ist vermutlich nur für Blinde. Das haben wir nicht selbst erfahren, sondern von anderen Teams, denn wir haben bisher das Glück gehabt, immer bei Tageslicht am Übernachtungsplatz anzukommen. Viele der Autos haben so viele Beulen, dass es auf eine mehr oder weniger offensichtlich nicht mehr ankommt. Etliche dürften von den weit verbreiteten Bumps herrühren, die den Verkehr verlangsamen sollen, was aber einen Iraner nicht hindert, darüber zu fliegen.  So ist man froh, ohne Blechschaden am Ziel anzukommen. Es fällt übrigens auf, dass viele gleiche Autos rumfahren: gleich nach der Grenze schon entdecken wir blaue Pickups, die sehr hoch geladen werden können. Auch die orangen LKWs fallen uns auf. Da wurde in Grossserie gefertigt…

🚐 Während meine Chefs immer wieder den Atem anhalten, habe ich einen Riesenspass beim Fahren. Die Iraner überholen wie die Irren trotz Gegenverkehr oder Nichts-sehen. Es ist einfach soo spannend, ob sie es schaffen, an mir vorbeizukommen oder ob ich mir die Ohren zuhalten muss, wenn es kracht. Übrigens schmeckt mir auch der scheinbar schlechte iranische Diesel, das bisschen Schwefel verdaue ich problemlos, ist wie ein alter Rum im Cuba Libre 😉.

Als Fussgänger muss man wagemutig sein, um auf die andere Strassenseite zu gelangen, sonst schlägt man Wurzeln auf dem Trottoir. Man muss einfach loslaufen und darauf vertrauen, dass es im fliessenden Verkehr eine kleine Lücke gibt. Steht man mal auf der Strasse, gibt es kein Zögern mehr, denn sonst wird es gefährlich. Auf Quartierstrassen geht das noch, denn da ist die Geschwindigkeit der Autos noch in vernünftigem Rahmen. Auf 4-spurigen Hauptstrassen (mitten durch die Stadt) hingegen muss man athletisch und mental fit sein, um sie unbeschadet zu überqueren. Familien mit Kindern ist eine Reise in den Iran jedenfalls abzuraten, denn die Kids werden in kürzester Zeit ALLES verlernen, was man ihnen in der Verkehrserziehung zu vermitteln versucht hat 😉

Natürlich wollen wir mit der Welt verbunden bleiben. Und so besorgen wir uns eine iranische SIM-Prepaid-Karte für das Smartphone und laden sie immer wieder grosszügig auf. Eine SIM als Ausländer zu bekommen ist allerdings eine komplizierte Sache. Unseren Pass akzeptiert das System nämlich nicht für die Aktivierung der SIM. So sind wir auf die Kreativität und Initiative des jungen Verkäufers angewiesen. Wir bekommen sie unter seinem Namen, was einem grossen Vertrauensvorschuss gleichkommt, denn was wir über diese Nummer kommunizieren, wird allenfalls ihm angelastet. Er betont mehrfach, dass wir die SIM nach der Ausreise vernichten sollen. Machen wir sehr gerne. Mit einem aktivierten VPN (Virtuelles Netzwerk) funktioniert danach das Internet einwandfrei und günstig.

Unsere Reiseroute führt uns von der armenischen Grenze im Nordwesten nach Südosten ans Kaspische Meer und von dort nach Süden über Isfahan und Shiraz an den Persischen Golf zur irakischen Grenze: Über imposante Pässe (2850 Meter), verschneiten Bergen entlang durch sehr schöne, aber sehr karge Gebirgslandschaften in herbstlichen Farben zu den vielfältigen, kulturellen Denkmälern des Iran. Das Wetter ist meist sonnig, wenn auch sehr kühl beziehungsweise ziemlich kalt – und in der Nacht unter dem Gefrierpunkt. Ein Highlight des Iranaufenthalts – die Durchquerung des Alborz-Gebirges – müssen wir wegen schlechtem Wetter leider auslassen. Wir sind eigentlich einen Monat zu spät dran. So geht die Sonne etwa um 17Uhr unter und die Kälte «verscheucht» alle Teams in ihre Fahrzeuge.

Wildes Übernachten ist offiziell nicht erlaubt und so sind wir äusserst froh, von unseren Iranprofis Übernachtungsplätze zu erfahren, auf denen wir unbehelligt sind. Manchmal befinden sie sich im Zentrum einer Stadt beim Stadtpark oder auf dem Parkplatz einer Schule oder bei der Polizei, manchmal am Ufer von Flüssen oder bei ehemaligen Karawansereien.

Den Iran zu bereisen, ohne tief in das kulturelle Erbe einzutauchen, ist nicht möglich. So lassen wir uns auch vom UNESCO-Weltkulturerbe Persepolis verzaubern. Das ist eine Anlage aus der Zeit der Archämeniden, die 2500 vor Christus ein Weltreich aufgebaut hatten, das von Griechenland/Mazedonien dem Mittelmeerraum entlang über Ägypten und Libyen bis nach Marokko und weiter östlich über Afghanistan und Pakistan bis nach Indien reichte. Sie schafften es unter anderem, den unterworfenen Völkern ihre Sprache, Religion und Tradition zu belassen und schufen Verwaltungsstrukturen mit Postadressen. 550 vor Christus liess ein König diese Anlage bauen zur Demonstration seiner Macht und der Ausdehnung seines Weltreiches. Die Zeichnungen der vielen Reliefs gibt davon einen wunderbaren Einblick. Besonders von oben zeigt sich, wie imposant die Anlage gewesen sein muss. Alexander der Grosse eroberte 200 Jahre später Persepolis und plünderte und zerstörte es. Leider sieht man heute, dass kein weiteres Geld mehr in die Restauration geflossen ist wegen der Iran-Sanktionen. Sehr schade.

In Isfahan geniessen wir ausgiebig den schönen Bazar, bewundern ein iranisches Badehaus und besuchen die Residenz eines Teppichhändlers, der vor 200 Jahren ein fantastisches Herrenhaus für seine grosse Familie gebaut hat und dessen Dimension, Funktionalität und Verzierungen den Reichtum der Familie widerspiegelt.

Von einer deutschsprachigen Iranerin lassen wir uns in einige Geheimnisse der reichverzierten Moscheen und Königspaläste aus dem 16. Jahrhundert einweihen. Dass die Steinsäulen mit Holzstücken und Fugen aus Zink durchsetzt wurden und so erdbebentauglich wurden, hätten wir nie erwartet. Die Bauwerke haben jedenfalls bisher grössere Beben gut überstanden. Wir erkennen nun auch, dass die Haustüren zwei Türklopfer haben, die aber unterschiedlich tönen: So weiss die Hausfrau, ob es jemand von der Familie ist oder ein Fremder und sie mit Kopftuch die Türe öffnen muss. Praktisch, oder etwa nicht😉?

Wer kennt sie nicht, die Perserteppiche! Oder doch nicht so genau? Ein mit unseren Tourorganisatoren befreundeter Teppichhändler weiht uns in die Welt der Perserteppiche ein. Und die ist wirklich spannend: Es gibt City Carpets aus Wolle (Kamel / Schaf) oder aus purer Seide. Dafür braucht es 3 Jobs: Den Designer, den Materialbereitsteller und Umsetzer in die Knüpfvorlage sowie die Knüpferin. Normal sind 120 – 144 (!) Knöpfe pro cm2 und die Herstellzeit kann gut und gerne 1 Jahr dauern. Nomaden Carpets hingegen sind immer aus Wolle (Kamel / Schaf), meist aus selbsthergestellten und gefärbten Naturfasern. Die Muster werden von den Knüpferinnen entworfen und sofort geknüpft. Für die Umrandung eines Teppichs wird übrigens ein Material verwendet, das für Schlangen so unangenehm ist, dass sie nicht auf den Teppich kriechen. Auch die Teppichmasse sind kleiner aus praktischen Gründen: Sie müssen nach 6 Monaten beim Weiterziehen fertig sein, denn unfertige Ware will niemand mitschleppen. Den Höhepunkt der Teppichfertigung bildet aber ein Flying Carpet. Das ist nicht etwa ein fliegender Teppich. Das ist ein Teppich, dessen Vorder- und Rückseite völlig unterschliche Muster hat. Da sitzen sich zwei Knüpferinnen gegenüber und knüpfen gleichzeitig und im gleichen Tempo unterschiedliche Muster ins Garn. Die Eine nimmt die 1,3,5… und die Andere knüpft die 2,4,6… Wie unterschiedlich diese unterschiedlichen Teppicharten doch wirken und sich anfühlen. Jeder Teppich ist übrigens ein Unikat und der Name des Designers wird am Rand eingeknüpft. Deshalb dürfen auch keine Detailfotos der Teppiche gemacht werden, die Chinesen würden sofort Massenware daraus machen. Wie lange gibt es wohl noch einen Markt, der diese Kunst so «vergütet», dass Familien davon leben können?

Das Zentrum von Isfahan mit seinen Sehenswürdigkeiten kann man problemlos zu Fuss erkunden. Und so überqueren wir den Zäyanderüd-Fluss, der mitten durch die Stadt fliesst, an einem Nachmittag auf dem Weg zum Nachtessen. Das Flussbett ist ziemlich breit, nicht tief, aber völlig trocken. Nach dem Essen erreicht uns die Nachricht im Restaurant, dass der Staudamm geöffnet worden und das Wasser in Isfahan «angekommen» ist. Natürlich laufen wir hin. Und tatsächlich: Das Flussbeet ist jetzt über der ganzen Breite unter Wasser, die Menschen sitzen am Ufer geniessen das Schauspiel und flanieren über die Brücke. Es ist etwas Besonderes auch für Einheimische. Ein bis zweimal im Jahr bekommen die Bauern so Wasser während je einem Monat. Toll, das zu erleben.

Ruhe und Abgeschiedenheit zum Übernachten erleben wir auch bei alten, beeindruckenden Karawansereien der früheren Seidenstrasse aus der Zeit vor etwa 1500 Jahren. Die Schutzburgen aus Lehmziegel und mit Schutzmauern sind in überraschend gutem Zustand.

Nun sind wir am Persischen Golf angekommen, geniessen zum ersten Mal die Wärme, die wir uns während der vergangenen 2 Monate sehnlichst gewünscht haben (die aber im weiteren Verlauf leider nur kurz anhält), erdulden den Lärm und die mässige Luftqualität, bereiten uns auf den Grenzübertritt zum Irak und den Transit nach Kuweit vor, «investieren» die verbleibenden 28 Millionen Rial in Früchte, Getränke und das Abendessen (denn bei einer Inflation von 50% sind sie bald auch nichts mehr wert) und verlassen nach 30 Tagen ein tolles Land, in dem wir jederzeit willkommen waren und in dem wir uns immer sicher gefühlt haben.

Wir werden die Entwicklung des Landes mit neuen Augen verfolgen, bedanken uns für die Herzlichkeit und Gastfreundschaft und wünschen den Iranern und Iranerinnen von Herzen alles alles Gute für die Zukunft!

توسعه کشور را با چشمانی جدید دنبال خواهیم کرد، از مهمان نوازی شما سپاسگزاریم و برای ایرانیان از صمیم قلب آرزوی بهترین ها را برای آینده داریم.

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