das Abenteuer beginnt mit Georgien und Armenien
Allzu leicht haben wir es uns den Entscheid, mit der Gruppe mitzufahren, nicht gemacht. Schon während der ganzen Anreise zum Treffpunkt waren viele negative Nachrichten im Gruppenchat auf uns eingeprasselt und hatten viel Unruhe und Unsicherheit verursacht.
Als dann kurz vor dem Gruppentreffen, das Paar, mit dem wir die Reise ursprünglich machen wollten, aus gesundheitlichen Gründen auf die Reise verzichten musste, entschieden auch wir uns schweren Herzens, wieder nach Hause zu fahren, denn diese Reise bedeutet, individuell unterwegs zu sein, und ist keine Gruppenausfahrt. Schon nur bei einer Reifenpanne auf uns allein angewiesen zu sein, können wir nicht verantworten, denn wir schaffen es ehrlicherweise kräftemässig und rückentechnisch nicht, die Radschrauben zu lösen… ☹️.
Doch schon bei der Ankunft empfangen uns lachende Gesichter und offene Arme. Sie sichern uns die benötigte Unterstützung zu und nehmen uns so jegliche Zweifel und Angst vor dem individuellen Unterwegssein. Das gemeinsame Abendessen im Restaurant ist denn auch sehr gemütlich, amüsant und informativ. Wir scheinen nun nach dem Ausscheiden der zusätzlichen zwei allzu ängstlichen Paare eine tolle Truppe mit 6 Fahrzeugen zu sein und freuen uns sehr auf das, was kommt 😊.
Seit wir den Text des ersten Blogs über «Rubi im «Pferdestall» gegenseitig per Mail ausgetauscht haben, bekommen wir übrigens Werbung für Pferdefutter…😂. Das lässt doch einige Rückschlüsse zu, wie anonym wir auf dieser Reise unterwegs sein werden.
Georgien empfängt uns mit kaltem, aber traumhaftem Wetter. Der Besuch der antiken Höhlenstadt Vardzia passt zu der wunderschönen Landschaft. Ein König hatte sie im 12.Jahrhundert als Rückzugsort für seine Getreuen wegen einem Konflikt mit den Türken gebaut. Etwa 50000 Menschen haben dort zeitweise auch gewohnt. Es gibt Familienwohnungen über mehrere Etagen, einen Hochzeitsraum, eine Versammlungshalle, eine Kirche mit Glockenturm, ein Krematorium, eine Quelle im Berg und natürlich einen Weinkeller. Und das alles in den Felsen gemeisselt. Ein absoluter Wahnsinn. Später wurde die Höhlenstadt umfunktioniert zum Kloster – und noch wird es von russisch-orthodoxen Mönchen bewohnt, wie sich von den gepflegten Blumenbeeten und Reben auf den Terrassen ableiten lässt.
Bei der Wanderung zum nahen Nonnenkloster von Vardzia werden wir von einer (unerwartet jungen) Nonne mit zwei schönen, gelben Früchten beschenkt. Wir glaubten, es wären Äpfel und haben uns gleich eine Tasche davon mitgeben lassen (und natürlich dafür bezahlt). Die Äpfel haben sich dann als Quitten herausgestellt. Was nun? Wir wissen jetzt, dass wir in unserer «grossen» Rubi-Küche auch Quittenmus (nach Geheimrezept) herstellen können. Und das Mus wird auch von den anderen Teams sehr geschätzt… Bei einer Fischzucht kaufen wir eine lebende, grosse Forelle (1,1 Kg!), die unser Reiseleiter Tommy netterweise gleich für uns ausweidet. Am Abend dürfen wir dann den Fisch auf dem Gasgrill unseres Mitreisenden Frank braten. Man hilft sich, wo man kann.
Wie in Georgien fahren wir auch in Armenien durch viele ländliche Dörfer und treffen auf der Strasse auf viele Kühe, Schafe, auch ganze Herden, Ziegen und Hühner, zusätzlich zu den Hunden und Katzen. Sie laufen frei herum. Zäune sehen wir keine.
Ursprünglich wollten wir Jerewan grossräumig umfahren, aber dann … buchten wir auf Empfehlung von Marc die Ballettaufführung von Schwanensee in der Oper für Samstagabend, und das Hotel inklusive Parkplatz für unser Rubi gleich dazu. Das klassisch getanzte Ballett und besonders die atemberaubende Primaballerina war der Abstecher unbedingt wert.
Die von Vulkanen geformte Natur bietet auch in Armenien wunderbare Geologie Lektionen. Das ausgeworfene Magma hat sich über Jahrtausende in Basalt verwaltet und hat sechseckige, horizontale Steinsäulen gebildet. Mit der Zeit wurden die Schichten vertikal hochgedrückt und auch wellenmässig verformt. So zu besichtigen bei den Symphony of Stones. Fantastisch.
Russisch-orthodoxe Kloster gibt es viele in Armenien. Das Kloster Noravank ist aber etwas Besonderes. Die Steinmetzarbeit ist wirklich vom Feinsten. Da brauchte es keinen Mörtel. Die Steine sind nahtlos aneinandergereiht und aufeinander gefügt. Dass gleich zwei Hochzeiten und damit zwei (grosse) Hochzeitsgesellschaften dort aufkreuzen, macht es zu etwas Speziellem für uns. Die grosse Steinbockherde, die am nächsten Morgen vor unserem Stubenfenster vor einem herannahenden Auto flieht, hätten wir gerne noch länger bewundert.
Campingplätze gibt es hier nicht, und so übernachten wir an Stellen ohne Campinginfrastruktur. Wir sind zum Glück in jeder Beziehung autonom unterwegs. Nach 6 Wochen Unterwegssein ist denn auch wieder Mal eine Wäsche fällig. Und so waschen wir unsere Klamotten im saukalten Fluss und lassen sie vom Wind trocknen. Geht doch! Wenn nur die kalten Hände nicht gewesen wären…
Nach wunderbaren Landschaften in herbstlichen Farbtönen, schönen Passstrassen (zum Teil über 2540 Meter), bei super Wetter entlang schneebedeckter Bergspitzen, und einem «kurzen» Bad in einer Freiluftthermalquelle treffen wir uns wieder mit unseren «Tourchefs» für die Besprechung des Grenzübertritts in den Iran und die Besonderheiten der ersten Reisewoche im Iran. Danach plaudern wir in lockerer Runde auf unseren Campingstühlen, bis die Sonne hinter dem Hügel verschwindet und es empfindlich kalt wird – und das ist jahreszeitbedingt schon um 15.30 der Fall.
Die Ausreise aus Armenien und die Einreise in den Iran sind dann problemlos verlaufen. Wir sind nun schon seit 2 Wochen in diesem Land und dürfen feststellen: Uns geht es sehr, sehr gut. Aber darüber berichten wir Euch im nächsten Blog… 😊😊😊