Unterwegs: nicht mehr hier – und noch nicht dort
Mit vielen guten Wünschen verabschiedet, haben wir die Heimat verlassen. Auf 10’000 Meter über Meer, also dort, wo gemäss Reinhard Mey «die Freiheit wohl grenzenlos sein muss», fliegen unsere Gedanken zurück zum Anfang unseres «Projektes» und damit zur Frage, wie es überhaupt dazu gekommen ist, das Bekannte, Bequeme, Überschaubare, Reglementierte der Heimat aufzugeben und in das Unbekannte einzutauchen, ohne Wenn und Aber, mit spärlich gefülltem Spanisch im Rucksack und sich auf Menschen anderer Kultur und anderer Lebenseinstellung in unsicherer Wirtschaftslage einzulassen, offen zu sein dafür, wie es sich in dieser Umgebung so lebt und was es mit uns macht.
Am Anfang stand die Wahrnehmung, dass das wirtschaftliche Hamsterrad Zuhause unerbittlich an der Gesundheit nagt und die Einsicht, wie sich dies auf das letzte Lebensdrittel auswirken könnte sowie der Wille, das nicht einfach hinzunehmen, sondern konkret etwas daran zu ändern. Natürlich verbunden mit dem grossen Glück, überhaupt die wirtschaftliche Möglichkeit zu haben, so einen Plan schmieden und umsetzen zu können. Südamerika war schon lange ein Thema, etwa in der Jugend, die Panamericana zu bereisen von Alaska bis Feuerland. Fast wäre es auch zu einem Job in Argentinien gekommen vor 30 Jahren. Nun erfüllen wir uns also unseren lang gehegten Traum.
In wenigen Stunden werden wir von der «fliegenden Zigarre» ausgespuckt Richtung «Extranjeros», «Migracion» und «Passaporte». Dann heisst es Mitschwimmen ohne Schwimmunterricht. Die Frage, ob man dafür verrückt sein muss, beantwortet Radio Eriwan treffend mit: «Nein, muss man nicht – aber es hilft… ».