Unter 13 Millionen Porteños
So nennen sich die Einheimischen von Buenos Aires. Bei einer Bevölkerung von 46 Millionen Argentiniern bezeichnen sich somit fast ein Drittel so – und wir zwei Schweizer mittendrin. Uns geht es sehr gut dabei. Die Menschen hier sind liebenswürdig. Zur Begrüssung wird ein Kuss auf die rechte Wange gehaucht, auch Männer untereinander, und es braucht nicht lange, bis auch wir so empfangen und verabschiedet werden.
Wir leben in einem kleinen Studio in Recoleta, einem «noblen» Quartier in der Innenstadt. Hier gibt es in Gehdistanz, was man so braucht für den Alltag. Bäckereien, Konditoreien, Cafés und kleine Restaurants, meist in irgendeiner Kombination, sind fast an jeder Ecke zu finden. Natürlich mit Tischen auf dem Trottoir, was dem Ganzen ein südliches Ambiente gibt. Wie es die Porteños schaffen, nicht dick zu werden bei diesem Angobot? Haben die ein spezielles Gen? Wir sehen tatsächlich erstaunlich wenig korpulente Menschen hier…
Es gibt grosse Shopping Malls voll mit Boutiquen, Supermärkte, wie wir es kennen, und trotzdem gibt es hier den Metzger, den Fischladen und viele kleine Lädeli (Mercados) mit Früchten, Milch- und Alltagsprodukten. Kein Lädelisterben. Dort kennen sich die Menschen, pflegen den Kontakt untereinander und bleiben so dem Lädeli treu. Die Kleinen haben die frischere Ware (so sagt man) und scheinen gar günstiger zu sein als die Grossen.
Auswärtsessen ist nicht teurer als zu Hause kochen. Da wir nur eine kleine Kochnische haben, lassen wir es uns mehrheitlich «auswärts» gutgehen. Ein Stammlokal zu haben wäre schade, denn es gibt so viele Lokalitäten zu entdecken. Enttäuscht wurden wir bisher kaum. Die Rechnung für ein Abendessen inklusive Wein für Zwei hat bisher umgerechnet selten 17 Fr überstiegen. Das bedeutet aber bei weitem nicht, dass eine vierköpfige Familie wie im Schlaraffenland leben kann. Die Einkommen sind tief. Da müssen sehr Viele sorgfältigst budgetieren, wobei das Auto Pflicht ist.
Es gibt ÖV in Form von U-Bahn und Bus. Der orientiert sich aber zum Zentrum hin. So ist der motorisierte Untersatz meistens unerlässlich. Kommt hinzu, dass die Argentinier (nach eigener Aussage) häufig italienisches Blut in den Adern haben… Gratis Veloverleih und zunehmend auch Velostreifen runden das ÖV-Angebot ab. Der Verkehr hält sich übrigens an die Ampeln, die Fussgänger auch – bis kein Auto mehr naht… Die einzige Umstellung für uns ist, dass das «grüne» Männchen «weiss» ist (beim Fussgängerstreifen) und die Ampeln hinter der Kreuzung stehen !
Buenos Aires ist eine riesige Metropole mit sehr vielen Menschen auf engem Raum. Die Wohnungen sind normalerweise eher klein. Da zieht es am Wochenende bei angenehmen Temperaturen alle hinaus in die Parks, um die Sonne zu geniessen. Das Grün wird geschätzt und zum Faulenzen, Picknicken und Spielen genutzt. Da gibt es keine Schilder mit «betreten verboten» . Die Folge davon: Ruhe und Stille findet man da kaum. Natürlich fährt man mit dem Auto zum Wochenendvergnügen und verursacht so wiederum Verkehr, Verkehr, Verkehr. Geruchsempfindliche Nasen haben es hier nicht leicht.
Was die Sicherheit anbelangt: Die ist bisher kein Problem. Achtsamkeit vor Taschendieben ist Pflicht. Ab und zu ein Blick zurück, ob da jemand «zufällig» herumlungert. In der U-Bahn kommt die Tasche, beziehungsweise der Rucksack präventiv vor den Bauch, wie das die Porteños auch machen. Die Polizeipräsenz zu Fuss, im Auto und per Velo ist übrigens sehr gross. Das scheint zu wirken.
Das Wetter könnte man bisher als Mischung von April- und Frühlingswetter bezeichnen. Mal ist es frisch mit 13-16 Grad, mal frühlingshafter mit 20-25 Grad. Mal regnet es kurz und heftig mit Blitz und lautem Donnergrollen, dann scheint wieder die Sonne. Aber es gibt auch eine Reihe von sonnigen Tagen, an denen man den Eindruck bekommt, dass der Sommer naht…