Hola – endlich wieder bei meinen Liebsten !
Ich bin in Montevideo angekommen. Wie bin ich froh, dass mich meine Untermieter abgeholt haben. So habe ich mir die Reise nicht vorgestellt. Kaum haben sie mich im Hafen von Antwerpen abgestellt, wurde mein Bauch durchwühlt. Vermutlich von der Reederei. Je zwei Paar Berg- und Treckingschuhe haben sie dabei mitlaufen lassen. Jedes Kästchen wurde geöffnet – aber leider nicht mehr richtig geschlossen. Bei jedem Schaukeln wurde der Inhalt in meinem Bauch verteilt. Welche Sauerei. Aber das war nicht das Schlimmste: die haben auch meine «Blase» (Wassertank) geöffnet, dabei den Drehverschluss beschädigt und den – kaputt wie er ist – einfach wieder eingesetzt ! Ich wusste ja, dass ich von jetzt an Inkontinent bin und was passiert, wenn sie im ersten Campingplatz wieder Frischwasser einfüllen. Aber wer sagt denn gerne, dass er inkontinent ist… Ja, und dann ist es halt passiert: was sie oben hineingelassen haben, hat sich auf dem Boden verteilt. Bemerkt haben sie es erst, als es an allen Seiten herausgetropft ist… Jetzt haben sie mir eine Ausnüchterungskur verschrieben. Zum Glück bekommen meine Untermieter kreative Unterstützung beim Reparieren meiner Blase. Noch bin ich undicht…
Es war schon ein wenig unheimlich auf dem Schiff. Die Nachricht, dass ein schwerer Sturm bei den Azoren aufgezogen und auf dem Weg nach Irland ist, wurde von einem Auto ans andere weitergeflüstert. Es ist zum Glück nichts passiert. Zu allem Unglück konnte der Satellit für die maritimen Schiffsbewegungen während Tagen kein Signal von uns empfangen – wie wenn wir untergegangen wären. Stellt Euch vor, wie sich meine Untermieter Sorgen gemacht haben während dieser Zeit. Jede Stunde haben sie die Nachrichten abgehört nach der Devise: no News ist good News…
Die Erfahrungen an der Schiffsbar waren übrigens sehr lehrreich: Der Champagner in Antwerpen war zu warm, das Bier in Hamburg zu schwach, der Wein in Senegal zu sauer und der Caipiriña in Brasilien zu stark. Diesel ist und bleibt mein bevorzugtes Getränk!
Nun stehe ich im «Paraiso Suizo, einem Camping, das von ausgewanderten Schweizern betrieben wird, und freue mich über das wunderbare Wetter. Alle Kleider, Schuhe und sonstigen Alltagsartikel sind in meinem Bauch verstaut. Ich hätte nie gedacht, dass das alles Platz hat. Meine Untermieter sind wirklich genial beim Einräumen. Um fair zu sein: diese Fähigkeit ist nicht bei beiden gleich ausgeprägt… 😉
Gas zum Kochen und Heizen habe ich auch wieder in meinem Innern. Wenigstens eine kleine 3 Kg Flasche mit dem richtigen Adapter an meine CH-Norm-Gasinstallation. Ich habe die Südamerikaner schon ins Herz geschlossen: Kommt man mit einem Problem, heisst es nicht gleich, gib mir 50 Franken und du bekommst einen Kostenvoranschlag. Nein – die schauen sich das Ganze an, nicken, lächeln und sagen dir, du sollst «hier» warten. Dann gehen sie weg, kommen wieder, gehen wieder weg, kommen zurück, setzen dann das Ganze zusammen und lächeln wieder – glücklich, dass es kein Problem gibt, das sie nicht lösen können. Das Einzige, was man beisteuern musst, ist Zeit. Es kann schon mal 3 Stunden dauern. Aber Zeit sollte auf diesem Kontinent nie kein Problem sein…
Meine Untermieter möchten Euch noch ein paar Eindrücke von Montevideo zeigen…